Bibliothek, Frankfurt
mehr
WETTBEWERB „WIEDERAUFBAU ALTE STADTBIBLIOTHEK“,FRANKFURT AM MAIN
Wir haben den Wunsch der Auslober nach einer weitgehenden Rekonstruktion der alten Stadtbibliothek akzeptiert.
Dahinter steht die Vorstellung, dass es so etwas wie ein kollektives Gedächtnis der Stadt gibt, in dem einige wichtige Gebäude als Erinnerungsmarken wie Pflöcke im Grundriss der sich ansonsten ständig wandelnden Stadt stehen müssen.
In Frankfurt gehören dazu der Römer, die alte Oper, die Warten und vielleicht auch die alte Stadtbibliothek am Ende des Anlagenrings.
Es spielt dabei keine Rolle, ob diese Gebäude im denkmalpflegerischen Sinne als Originale erhalten sind, relevant ist vielmehr, dass ihre Zerstörung als Wunde verstanden wird, die es zu schließen gilt. Diese Gebäude sind in ihrer historischen Gestalt wichtig für die Stadt und lassen sich daher nicht einfach durch Neubauten im gleichen Maßstab ersetzen - eine Einsicht, die uns Architekten naturgemäß schwer fällt.
Lieber als die gewünschte „weitgehende Rekonstruktion“ wäre uns eine komplette Rekonstruktion gewesen, was sich aber mit der geplanten Nutzung als Literaturhaus nicht vereinbaren ließ. So kommt in jedem Falle ein Zwitter heraus, in dem alles neu gebaut ist, aber nur ein Teil wieder das Alte sein darf.
Dennoch war es für uns spannend, sich mit dem klassizistischen Vorgängerbau auseinanderzusetzen, der neben der historischen Bedeutung vor allem auch ein Stück herausragender Architektur ist.
Wie vorgeschlagen haben wir neben der äußeren Hülle auch das Vestibül und das Treppenhaus gemäß den ursprünglichen Plänen von 1825 rekonstruiert.
Es ergibt sich eine historische Mitte mit angelagerten modernen Seitenflügeln.
Die Unterteilung der seitlichen Bereiche erfolgt, wo möglich, durch eingestellte „Möbel“. Dadurch wird größtmögliche Klarheit und Ablesbarkeit dieser „Großräume“ erzielt.
Die funktionale Gliederung erfolgt geschossweise: Die „flüchtigeren“ Nutzungen wie Café/ Restaurant und Buchhandlung, aber auch Büroräume belegen das Erdgeschoss, der große Saal und die Lesekabinette sind in der repräsentativen Belétage mit ihren höheren Decken und dem Ausblick über Stadt und Fluss untergebracht. Damit wird auch der Bedeutung des großartigen Treppenhauses Rechnung getragen, das nicht ins Leere läuft.
Das erste Obergeschoss als Hauptgeschoss ist konzipiert als eine Folge von Räumen, die über ein großes zentrales Foyer verbunden sind, so dass sich auch raumübergreifende Nutzungen wie große Feste realisieren lassen.
Das Foyer nimmt die Struktur des klassizistischen Vestibüls mit der Auflösung der Wände in Pilaster und Füllungen auf und transformiert sie in ein abstraktes Raumraster aus gleichmäßig angeordneten Pfeilern und Stürzen, die mit farbigen Glasplatten bekleidet sind. Die Hinterleuchtung der Farbflächen bewirkt, dass der Raum von innen heraus strahlt. Die Entmaterialisierung wird durch die Lichtdecke unterstützt, die ein gleichmäßiges schattenfreies Licht erzeugt.
Die gleichmäßige Auffächerung der Farbflächen über das gesamte Spektrum entspricht der Transformation von Sonnenlicht in einem Prisma - ein Regenbogen. Als Wirkung beim Betrachter soll wieder die Zusammensetzung der Farben zu weißem Licht hervorgerufen werden.
Projektdaten
Projekt: Wiederaufbau Alte Stadtbibliothek, Frankfurt am Main
Größe: 2.300 m² BGF,
Auftraggeber: ürgerverein Alte Stadtbibliothek e.V.
Zeitraum: 2002
Visualisierung: © Michael Behrendt